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Der Schatten eines Lächelns

Roman

Erschienen am 16.03.2010
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783887472436
Sprache: Deutsch
Umfang: 254 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 22.2 x 14.9 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

'Der Schatten eines Lächelns' ist eine beunruhigende, fesselnde Geschichte in einer Gesellschaft am Rande von Willkür und Gesetzlosigkeit. Zuba, der Held des Romans, ein eher schüchterner Junge von 21 Jahren, muss plötzlich wegen einer schweren Krankheit seines Vaters dessen private Oberschule übernehmen; als er die angestellte Direktorin wegen offensichtlicher Betrügereien feuert, dreht diese den Spieß gekonnt um: er wird von ihr und ihrem treuherzig wirkenden Ehemann des Raubes und der schweren Körperverletzung bezichtigt, bestochene Polizisten nehmen ihn und seinen Freund Ike fest. So geraten sie in das Labyrinth einer geldgierigen Justiz und eines rätselhaft organisierten Gefängnissystems, eine für sie zunächst undurchschaubare Welt, in der sie aufgrund ihrer Naivität und Ahnungslosigkeit in äußerst bedrohliche, aber auch äußerst kuriose Situationen geraten - bis zu ihrer klug und mutig eingefädelten Befreiung.In einer klaren und ironisch gefärbten Sprache gelingt Kachi Ozumba in seinem ersten Roman ein überraschendes und facettenreiches Bild des heutigen Afrika, verbunden mit präzisen und oft auch komischen Porträts von Häftlingen, Polizisten, Frauen und Männern innerhalb und außerhalb des Gefängnisses - ein Roman, der mit seiner Genauigkeit, seiner Vielfalt von Beobachtungen und seinem Einfallsreichtum jeden Leser berührt und bereichert.

Autorenportrait

Kachi A. Ozumba, 1972 in Nigeria geboren, studierte dort Philosophie, ging dann nach Großbritannien und machte in Leeds einen Abschluss in Literatur. Er gewann 2009 den Commonwealth Short Story Prize. Seine Geschichten wurden in vielen englischen und internationalen Zeitschriften und in verschiedenen BBC-Programmen veröffentlicht. Er lebt jetzt in Newcastle. 'Der Schatten eines Lächelns', 2009 in London erschienen, ist sein erster Roman.

Leseprobe

1. Kapitel DIE ZWISCHENWELT New Man Der Polizist wies mit dem Gewehr, das von seiner Schulter baumelte, die Richtung. 'Hier lang, mister man.' Zuba betrat einen halbdunklen Gang. Seine Schritte hallten auf dem aufgeplatzten Betonboden, der mit zertrümmerten Resten eines Besenstiels bedeckt war. Die gelben Wände waren ebenso von Flecken übersät wie die Albino-Haut des Polizisten. Ein beißender Geruch, eine Mischung aus kaltem Schweiß, Urin, Verfaultem und Trostlosigkeit hing in der Luft. 'Du glaubst, Sohn von reichem Mann braucht nicht in Zelle?', schrie der Polizist hinter ihm. Die Worte trafen ihn nicht, jetzt nicht mehr. Jede Menge Beschimpfungen waren während des Verhörs auf Zuba eingeprasselt, und er hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. Mit leerem Blick ging er den Gang entlang. Ike folgte ihm, das Gesicht starr vor Zorn. Die Handfläche des Vernehmers zeichnete sich immer noch auf seiner Wange ab. Der Gestank steigerte sich, als sie an den verrosteten und verdreckten Gitterstäben einer Tür vorbeigingen. Dahinter Männer mit nacktem Oberkörper, die im Halbdunkel auf dem Fußboden kauerten. Das Wort 'New man' ging plötzlich um; geflüstert, wiederholt, von Mund zu Mund. Körper begannen sich in der Zelle zu regen. 'Idem, sie sagen, du haben Platz für die zwei in deine Zelle', sagte der Albino, als sie das Büro am Ende des Korridors erreichten. Er legte dem pausbäckigen Mann in Polizeiuniform ein weißes Stück Papier auf den Tresen. Dann studierte er an der Wand einen Kalender mit Fotos farbenfroh gekleideter Frauen: NIGERIAN POLICE WIVES ASSOCIATION 2000. Der die Nase reizende Duft einer Moskito-Spule kämpfte mit dem Gestank, der vom Korridor hereindrang. Idem beugte sich über das Papier. 'Hmmmmh, Gewaltandrohung und Diebstahl.' Er blickte hoch und warf einen kurzen Blick in Ikes glühende Augen. Dann musterte er die sanften Formen von Zubas Gesicht, dessen Augen, die ihn aus einer schwindelerregenden Distanz anzustarren schienen, und senkte dann seinen Blick auf den goldenen Manschettenknopf, der ihm über der gepflegten Hand, die Zuba auf den Tresen gestützt hatte, entgegenblitzte. 'Ausziehen, ausziehen', bellte er. 'Oder willst du in Zelle gehen mit oberfeinem Anzug? Geld und Wertsachen gibst du auch ab.' Seine Worte mussten bis ans Ende des Korridors gedrungen sein. Sofort wurden aus der Zelle Rufe laut: 'Wenn ihr Kerle euch hierein traut ohne eure cell-sho, dann verprügeln wir euch, bis ihr nicht mal mehr die Namen eurer Mütter kennt.' 'Denkt auf jeden Fall an eure cell-sho, sonst stopfen wir euren Kopf in den Scheißeimer.' 'Oder wir bringen euch heute noch um.' Zuba und Ike tauschten Blicke. Die Angst, die sich hinter ihrer Coolness wie eine Art venerische Krankheit verbarg, brach plötzlich aus mit einem ganzen Bündel von Symptomen. Sie vergaßen die Peinlichkeit ihrer Situation, als sie sich mit aufgerissenen Augen und pochenden Herzen anstarrten. 'VerVerstehst du, wawas sie da gerade sagen, Zuba?' Ikes normalerweise feste Stimme war nur noch ein Flüstern. Zuba roch die Angst in Ikes Atem. Er traute seiner eigenen Stimme nicht. Er schüttelte den Kopf. Seine starren Finger knöpften das weiße, gestreifte Hemd auf, das er über seinen schwarzen Hosen trug. In keinem der Gefängnisberichte, die er gelesen hatte, in keiner Geschichte, die er gehört hatte, war jemals das Wort 'cell-sho'aufgetaucht. Er drehte sich zu Idem: 'Bitte, wovon. wovon reden die da? Was bedeutet cell-sho?' 'Cellshow. ihr werdet schon schnell genug herausfinden, was das heißt', antwortete Idem in perfektem Englisch. 'Bitte, haben Sie irgendeinen Rat für uns? Wir sind noch nie in so einer Lage gewesen.' Idems Lippen dehnten sich zu einem traurigen Lächeln. Er schüttelte leicht seinen Kopf, mehr zu sich selbst. 'Wie heißt du?', fragte er. 'Zuba.' 'Okay, Zuba, gib mir davon eintausend Naira, und ich gebe sie ihnen.' Er wies mit seinem Kinn auf den Stapel Banknoten auf dem Tresen. 'Das dürfte helfen, von manchen Dingen versc

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