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Pforte der Verdammnis

Historischer Kriminalroman, Matthew Shardlake 1

Erschienen am 20.10.2005
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783596158409
Sprache: Deutsch
Umfang: 480 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 19 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ein Mittelalter-Krimi im Stil von Ellis Peters und Umberto Eco England, im Jahre 1537: Die Reformation ist in vollem Gange, Heinrich VIII hat sich selbst zum "Oberhaupt der Kirche" ernannt und unter Thomas Cromwells Befehl reisen Kommissare durchs Land, die die Klöster inspizieren sollen. Im Kloster von Scarnsea an der Südküste Englands sind derweil die Dinge gänzlich außer Kontrolle geraten. Einem von Cromwells Kommissaren ist dort mit einem einzigen Säbelhieb der Kopf vom Rumpf abgetrennt worden. In der folgenden Nacht wird ein schwarzer Hahn auf dem Altar geopfert. Wer steckt dahinter? Und warum? Matthew Shardlake, Rechtsanwalt und lange Zeit ein Befürworter der großen Reformation, wird von Cromwell nach Scarnsea beordert, um die Sachlage zu klären. Aber je mehr er ermittelt, desto klarer wird ihm auch, dass er im Grunde niemandem und nichts trauen kann. Ein furioser Kriminalroman, der hinter den Mauern eines südenglischen Klosters ein teuflisches Szenario entfaltet.

Autorenportrait

C.J.Sansom studierte Geisteswissenschaften und promovierte im Fach Geschichte. Nach einem Jura-Studium arbeitete er als niedergelassener Rechtsanwalt in Sussex, bevor er sich hauptberuflich dem Schreiben zuwandte. Bisher sind fünf Bücher in der Matthew-Shardlake-Serie erschienen, die weltweit über zwei Millionen mal verkauft wurden. Der Autor lebt in Brighton.

Leseprobe

Kapitel 1 Ich weilte im Auftrag Lord Cromwells in Surrey, als mich der Ruf ereilte. Die Ländereien eines aufgelösten Klosters waren einem Mitglied des Oberhauses zuerkannt worden, dessen Unterstützung der Generalvikar bedurfte, doch die Übertragungsurkunden für einige Wälder waren unauffindbar. Sie aufzuspüren hatte sich als nicht schwierig erwiesen, und anschließend war ich der Einladung des Mannes gefolgt, noch einige Tage bei ihm und seiner Familie zu verbleiben. Ich genoss die kurze Rast, sah die letzten Blätter fallen, bevor ich in London meine Kanzlei weiterzuführen gedachte. Sir Stephen bewohnte ein stattliches neues Backsteinhaus von gefälliger Proportion, und ich erbot mich, es für ihn zu zeichnen; doch hatte ich erst ein paar flüchtige Skizzen zu Papier gebracht, als der berittene Bote kam. Der Bursche war von Whitehall aus die Nacht durchgeritten und traf im Morgengrauen bei mir ein. Ich erkannte in ihm einen von Lord Cromwells persönlichen Boten, und nichts Gutes ahnend erbrach ich das Siegel auf der Nachricht. Sie stammte von Sekretär Grey und besagte, dass Lord Cromwell mich unverzüglich in Westminster zu sehen wünsche. Früher hätte mich die Aussicht, meinem mächtigen Dienstherrn persönlich gegenüberzutreten, ihn im Glanz seines Amtes zu sehen, in freudige Erregung versetzt, doch im letzten Jahr war ich müde geworden, der Politik und Juristerei ebenso überdrüssig wie der menschlichen Hinterlist und ihrer zahllosen Winkelzüge. Zudem beunruhigte mich, dass der Name Lord Cromwells mittlerweile noch größere Furcht verbreitete als jener des Königs. In London hieß es, die Rotten der Bettler zerstreuten sich, sobald sie ihn in der Nähe wüssten. So hatten wir jungen Reformatoren uns die Welt nicht vorgestellt, wenn wir uns im Geheimen zu endlosen Gesprächen zusammenfanden. Wie Erasmus hatten wir einst geglaubt, dass sich religiöse Zwistigkeiten allein mit dem Glauben und der Nächstenliebe schlichten ließen; doch mittlerweile, zum Winterbeginn des Jahres 1537, war ein Aufstand blutig niedergeschlagen, stieg die Zahl der Hinrichtungen von Tag zu Tag, und suchte ein jeder gierig an sich zu raffen, was einst im Besitz der Mönche war. Da es in diesem Herbst wenig geregnet hatte und die Wege noch immer gangbar waren, traf ich trotz meiner Behinderung, die kein schnelles Reiten zulässt, schon am Nachmittag in Southwark ein. Nach einem Monat auf dem Lande reagierte mein braves altes Pferd Chancery nervös auf die vielen Geräusche und Gerüche, die ihm entgegenschlugen, und mir erging es nicht anders. Als ich mich der London Bridge näherte, wandte ich, der ich von Natur aus empfindsam bin und auch kein sonderliches Vergnügen an der Bärenhatz habe, den Blick vom Torbogen, den auf lange Pfähle gespießt und von hungrigen Möwen umkreist die Köpfe all derer säumten, die man als Verräter hingerichtet hatte. Auf der breiten Brücke herrschte wie üblich ein großes Gedränge; viele aufstrebende Handelsleute trugen Trauer um Königin Jane, die vor zwei Wochen im Kindbett gestorben war. Aus den ebenerdigen Läden der Häuser, die so knapp am Brückenrand klebten, dass sie augenblicklich in den Fluss zu stürzen drohten, boten Händler lautstark ihre Waren feil. In den oberen Stockwerken holten Frauenzimmer ihre Wäsche ein, weil von Westen her Wolken den Himmel verdunkelten. In meiner düsteren Stimmung erinnerte mich ihr Gerufe und Geschwätz an das Gekrächze von Krähen in einem mächtigen Baum. Ich seufzte und rief mir meine Pflichten ins Gedächtnis. Ich hatte es zum großen Teil Lord Cromwells Fürsprache zu verdanken, dass ich im Alter von nur fünfunddreißig Jahren eine gutgehende Anwaltskanzlei und ein schönes neues Haus mein eigen nennen konnte. Und sich in seinen Dienst zu stellen, war Dienst an der Reform, hieß, würdig zu sein vor Gott; daran glaubte ich damals noch. Und was nun meiner harrte, musste wichtig sein, da ich meine Aufträge normalerweise von Grey erhielt. Den Lordkanzler persönlich, der mittlerweile auch das Amt des

Schlagzeile

Ein teuflisches Szenario hinter den Mauern eines südenglischen Klosters

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