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Die Macht der Verdrängung

George W.Bush, das Weiße Haus und der Irak - State of Denial, Ein SPIEGEL-Buch

Erschienen am 26.03.2007
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783421043047
Sprache: Deutsch
Umfang: 700 S.
Format (T/L/B): 4.4 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

?Woodward enthüllt in seinem spannend erzählten Buch die verhängnisvollen Weichenstellungen und Versäumnisse der Irakpolitik. Anschaulich beschreibt er die heftigen, bisweilen sehr persönlichen Auseinandersetzungen über den richtigen Kurs und zeichnet aufschlussreiche Psychogramme der Mächtigen.? Stadt Nachrichten "Wer Woodward gelesen hat, wird glauben, bei Bush und den Seinen dabei gewesen zu sein." Die Zeit ?Woodwards Buch bietet einen weitgehend unverstellten und bestürzenden Blick auf die Machtmechanismen im weißen Haus unter George W. Bush?. General-Anzeiger Bonn

Autorenportrait

Bob Woodward, geboren 1943 in Geneva, Illinois, ist einer der bekanntesten investigativen Journalisten der Welt. 1972 deckten er und Carl Bernstein den Watergate-Skandal auf und zwangen damit US-Präsident Richard Nixon zum Rücktritt. Woodward wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter auch mit dem angesehenen Pulitzer-Preis. Heute arbeitet er als leitender Redakteur bei der »Washington Post«.

Leseprobe

Ende Dezember 2000, knapp einen Monat vor seiner Vereidigung, war der gewählte Präsident George W. Bush immer noch unschlüssig, wen er zum Verteidigungsminister ernennen sollte. Bisheriger Spitzenkandidat Bushs war der ehemalige Senator Dan Coats gewesen, ein Republikaner aus Indiana, der dem Verteidigungsausschuss angehört hatte und auch von Bushs konservativer Basis unterstützt wurde. Aber Coats hatte in seinem Vorstellungsgespräch einen schwachen Eindruck auf Bush und den designierten Vizepräsidenten Dick Cheney gemacht, der dem "Übergangsteam" (transition team) für die neue Administration vorstand. Coats kannte die Spitzengeneräle nur aus der Ferne, und seine Begeisterung für das neue Raketenabwehrsystem, das Bush im Wahlkampf versprochen hatte, hielt sich in Grenzen. Er war nie Leiter einer großen Organisation gewesen und räumte selbst ein, dass er eine durchsetzungsstarke, erfahrene Nummer zwei im Pentagon benötigen werde. Coats war nicht der richtige Mann für den Job. Bush brauchte jemanden, der sich nicht nur den Generälen gegenüber behaupten konnte, sondern dessen Wort genauso viel Gewicht hatte wie das der restlichen Mitglieder seines neuen Teams für nationale Sicherheit. Cheney war unter Bushs Vater Verteidigungsminister gewesen; als Außenminister hatte Bush Colin Powell vorgesehen. Powell hatte den Vereinigten Stabschefs vorgestanden und Reagan als nationaler Sicherheitsberater gedient. Bush brauchte einen Verteidigungsminister mit ebenso viel Format, Durchsetzungsvermögen und Erfahrung. Wie wäre es mit Donald Rumsfeld, schlug Cheney vor. Der 68-jährige Rumsfeld, Cheneys ehemaliger Boss und Mentor, konnte den perfekten Lebenslauf vorweisen. Er war schon einmal Verteidigungsminister gewesen, und zwar unter Präsident Ford von 1975 bis 1977. In den 1950er Jahren hatte er als Navy-Pilot gedient, war viermal in den Kongress gewählt worden, hatte unter Ford als Stabschef im Weißen Haus gearbeitet und war CEO zweier Firmen aus der Fortune-500-Liste gewesen. Rumsfeld war auch als CIA-Direktor im Gespräch gewesen, aber das war wohl doch nicht der richtige Posten für ihn. Vermutlich brauchte man ihn im Verteidigungsministerium nötiger. Drei Tage vor Weihnachten trafen sich Bush, Cheney und Rumsfeld zu einer langen Sitzung und zum Lunch. Der drahtige, großspurige Rumsfeld, der Selbstvertrauen und einen beinahe jungenhaften Eifer versprühte, wirkte nur halb so alt, wie er wirklich war. Er wirbelte wie ein Tornado durch das Treffen, enthusiastisch und voller Visionen. Er kannte das Pentagon; erst kürzlich war er Ausschüssen zum Thema Weltraumnutzung und der Bedrohung durch Langstreckenraketen vorgestanden. Er wirkte kundig auf allen Gebieten. Bush stellte überrascht fest, dass der Mann ihn ungeheuer beeindruckte. Später sprach er mit Andrew H. Card Jr., seinem zukünftigen Stabschef im Weißen Haus, über das Treffen. Bush hatte den 53-jährigen Card ausgewählt, weil sein Vater ihm gesagt hatte, dieser Mann sei ganz besonders loyal. Im Jahr 1988 hatte Card erheblich dazu beigetragen, dass Bush senior die entscheidende Vorwahl in New Hampshire gewann. Später diente Card unter Bush senior als Stellvertretender Stabschef im Weißen Haus und als Verkehrsminister. Nach der Wahl 2000 rechnete Card damit, dass man ihn bitten würde, das Übergangsteam zu leiten. "Nein, das ist nicht der Job, den ich meine", sagte ihm Bush. "Ich meine den wirklich wichtigen Job." Card stellte einige Bedingungen. Er bestand darauf, dass das Verhältnis zwischen ihm und dem Präsidenten von einzigartiger Offenheit geprägt sein müsse, wenn er ihn als Stabschef haben wolle. Er bestand auf Zugang zu allen Personen, allen Sitzungen, allen Informationen. "Und ich kann nicht Ihr Freund werden", fügte Card hinzu. "Natürlich nicht", bestätigte Bush. Im November, Wochen bevor der Oberste Gerichtshof die Wahl zu seinen Gunsten entschieden hatte, machte Bush Cards Ernennung publik. Damit signalisierte er deutlich, dass Andy Card neben dem Vizepräsidenten Erster Leseprobe

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