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Buchtipps

East ist 15 und aus seinem Viertel in Los Angeles kaum je rausgekommen, geschweige denn aus der Stadt. Was ihm das Leben dort beigebracht hat, ist in jeder Situation die Kontrolle zu behalten. Vermeintlich zur Bewährung schickt der Boss des Drogenrings, für den East arbeitet, ihn mit drei anderen jungen schwarzen Männern, alle Spezialisten auf ihrem Gebiet, nach Wisconsin, um einen Mordauftrag zu erledigen.

Online-Veranstaltungen haben den Vorteil, dass man mit Leuten diskutieren kann, die tausende Kilometer entfernt sind. Außerdem braucht man, wenn man nicht gerade zu der Minderheit gehört, die im Homeoffice beschäftigt wird, wenigstens am Feierabend keine Angst vor Ansteckung zu haben. Trotzdem ist das nicht das Wahre. Kameras, Mikrofone und die Einblicke in fremde Wohnräume erzeugen Beklommenheit. Auch fehlen das gemeinsame Bier, der Schweiß- und Tabakdunst, das Geraschel und Geschnaube, das Drumherum, das so einer gesellschaftskritischen Zusammenkunft erst die Würze verleiht.

Alternativ heißt nicht gleich marginal. Über Gesundheits- und Ernährungslehren, psychotherapeutische und sozialarbeiterische Methoden, Coaching- und Management-Konzepte sickern Versatzstücke esoterischen Denkens ins Alltagsbewusstsein ein. Nicht jede, die Achtsamkeitsübungen praktiziert, auf ihr Inneres Kind hört und bei der Gymnastik die Energie fließen spürt, ist hartgesottene Esoterikerin. Und die allermeisten, die die Produkte anthroposophischer Unternehmen konsumieren, scheren sich wahrscheinlich nicht die Bohne um die Lehren Rudolf Steiners.

Die Klimakrise nimmt unübersehbar dramatische Ausmaße an. Die herrschenden Klassen reagieren unterdessen mit mehr vom selben: Mehr „Emissionshandel“, mehr „technische Lösungen“ (wie Wasserstoff als Energieträger), mehr leere Versprechungen. Durch höhere Verbraucherpreise soll der Kapitalismus ökologisch werden – diesmal wirklich, ganz ehrlich. Ist ein CO2-Preis das kleinere Übel? Muss in den westlichen Metropolen der Lebensstandard der unteren Klassen sinken, damit wir die Welt retten?

Sophia de Mello Breyner Andresen (1919–2004) gilt als eine der wichtigsten portugiesischen Dichterinnen und ist hierzulande wenig bekannt. Sie entstammt aristokratischen Verhältnissen, verübte Klassenverrat und engagierte sich im Widerstand gegen den Estado Novo, die reaktionäre Diktatur. Nach der Nelkenrevolution 1974 war sie als Abgeordnete des Partido Socialista Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung. 1999 erhielt sie als erste Frau den Prémio Camôes, den wichtigsten Literaturpreis der portugiesischsprachigen Welt.

„Ach, Sie sind Jude? „Toll! Juden haben einen guten Humor!“ „Das ist ein Klischee.“ „Ich meine es aber als Kompliment!“ „Dann warten Sie doch bitte, bis ich tatsächlich etwas Lustiges gesagt habe.“

In der Leipziger Schrebergartenkolonie „Hoffnung West e. V.“  hat Deborah Jeromin einen Kleingarten gepachtet. Zwischen den Parzellen wachsen Maulbeerhecken, ein Überbleibsel aus dem Nationalsozialismus. „Grabe, wo du stehst“ war das Motto der Geschichtswerkstätten-Bewegung der 1980er Jahre. In diesem Geist hat Jeromin – nein, nicht zum Spaten gegriffen, sondern im Vereinsarchiv einen Aktenordner aus den 1930er Jahren ausgebuddelt, der den Ausgangspunkt ihrer Recherche über den Zusammenhang des sächsischen Feierabendparadieses mit deutschen Kriegsverbrechen auf Kreta bildet.

Im Jahr 1934 erschien allen amtlichen Zensurversuchen zum Trotz in den Niederlanden Anton de Koms Wij Slaven van Suriname als eines der ersten Bücher, das die Geschichte des Kolonialismus seit dem 16. Jahrhundert aus der Perspektive der Ausgebeuteten und ihres Widerstands schreibt. Suriname, erst seit 1975 unabhängig, ist das kleinste Land Südamerikas. Als Exempel des Kolonialismus ist es die sprichwörtliche Nussschale, deren groteske Formen unter dem scharfen Blick de Koms sichtbar werden.   

Anne Boyer hat aus ihrer Brustkrebserkrankung ein Buch gemacht, das eine Streitaxt ist. Sie reißt dem Brustkrebs die rosa Schleifchen ab, kritisiert die politische Onkologie und besteht darauf, dass, so persönlich und existentiell der Krebs ist, „über den Tode nachzudenken, heißt, über alle nachzudenken“. All die Überlebendengeschichten, die Trostliteratur und Ratgeber dröhnen über wesentliche Erfahrungen hinweg.

Schauplatz dieses atmosphärischen und spannenden Romans ist ein großes, altes Haus an der schottischen Küste. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zieht Ruth mit ihrem Mann und dessen beiden Söhnen aus erster Ehe ein. Für die Londonerin ist es ungewohnt, dass genau beobachtet wird, wie oft sie das Café und wie selten sie die Messe besucht. Auch die lokalen Bräuche findet sie verstörend. Die Stiefsöhne gehen ins Internat, der Mann zu einer anderen. Ruth sucht Zuflucht beim Whisky und findet die Freundschaft der Haushälterin Betty.

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