Leo Lania war erst sozialistischer, dann kommunistischer, später basisdemokratischer Aktivist. Er befasste sich mit den avanciertesten literarischen und journalistischen Formen, arbeitete mit Rundfunk und Film, mit Brecht, Piscator und W. G. Pabst, um nur einige zu nennen. Berühmt wurde er für seine Reportagebücher z.B. über den Hitler-Ludendorff-Prozess. „Muckrakers“ (Schmutzaufwirbler) wie Upton Sinclair waren sein Vorbild. Getarnt als italienischer Faschist schmuggelte er sich in die Redaktion des „Völkischen Beobachters“ ein; diese mutige Antifa-Recherche machte ihn zu einem der verhasstesten Figuren für die Nazis.
Im us-amerikanischen Exil scheint es Lania ganz gut ergangen zu sein. Er landete noch einige Bestseller, z. B. mit dem Bericht über seine dramatische Flucht aus Frankreich oder einem Roman über den ungeklärten Tod des tschechoslowakischen Außenministers Jan Masaryk. Außerdem unterstützte Lania die New-Deal-Politik von Roosevelt und trat erfolgreich als „speaker“ auf. Ohne seine kommunistische Vergangenheit zu verleugnen, verurteilte er den Stalinismus scharf. Viele linke Intellektuelle seiner Generation wurden als „Renegaten“ verunglimpft, manche vom Antikommunismus vereinnahmt, einige von Antiautoritären wiederentdeckt. Leo Lania aber ist heute weitgehend vergessen. Die gerade erschienene Biographie von Michel Schwaiger ruft diese für die Weimarer Moderne so zentrale Gestalt in Erinnerung.